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4.2.2023 Bergkirche St. Michael in Büsingen am Hochrhein. Gregorianische Gesänge zu Maria Lichtmeß bzw. Fest der Darstellung.

Singenderweise verkündet der Gregorianische Choral die Heilstaten Gottes. So geschieht es auch beim Fest der „Darstellung des Herrn“ am 2. Februar. Nach altem Brauch wurde 40 Tage nach Weihnachten der Erstgeborene im Tempel präsentiert („freigekauft“) und die Mutter „gereinigt“ (Maria Lichtmeß) wie es im Lukasevangelium heißt.

Angekündigt wurde er am 4. Advent mit den Worten „cum virtute veniet“ − mit Macht wird er kommen.

40 Tage nach seiner Geburt wird er, der Gesalbte des Herrn, mit dem Gesang Lumen ad revelationem gentium et gloriam plebis tuae Israel empfangen. − Ein Licht zu erleuchten die Heiden und Herrlichkeit für sein Volk Israel.

Mit brennenden Kerzen geht ihm sein Volk (die Kirche) in einer Prozession unter Gesang entgegen, wie es in alten Zeiten für den Empfang eines Königs üblich gewesen ist, Die Antiphon Adorna thalamum − Schmücke dein Brautgemach, Zion, malt dabei das biblische Bild der mystischen Hochzeit Christi mit seiner Kirche (Maria).

Hier, inmitten des Tempels begegnen Simeon und Hanna dem Herrn als der personifizierten Barmherzigkeit Gottes. Ein Preis- und Danklied erklingt. So groß, wie Gottes Barmherzigkeit ist, die wir inmitten deines Tempels (unserer eigenen Seele) empfangen, so groß soll unser Lob sein. Im Vers des Alleluia bekenne und bete ich den Namen Gottes als Ausdruck seiner Gegenwart im Tempel an.

Der nächste Gesang begleitet seit der karolingischen Reform das Fest. Er handelt von der Gnade Gottes, die über sie (Maria) ausgegossen ist.

Zum Schluß erklingt nochmals die Weissagung an Simeon wie sie im Lukasevangelium überliefert ist, nämlich, daß er den Tod nicht schauen werde, bevor er Christus, den Gesalbten des Herrn, geschaut habe.

Gregorianik ist musikalischer Ausdruck der Hingabe an das Wort Gottes. Er hilft uns, „daß wir uns der anderen Welt, in die wir hier im Gotteshaus und im Gottesdienst eintreten, öffnen können (Gregor Baumhof)“, indem wir uns an seinen Gedanken verlieren, in ihm sich sammeln und so die Sorgen des eigenen Ich hinter uns lassen, mit dem einen Ziel: unsere Seele zu befrieden, damit sie sich „zu Gott emporschwingen kann“ (Messiaen).

Die meisten Gesänge dieses Abends finden sich im ältesten Graduale von Rheinau, das um 800 geschrieben wurde. Unter dem Siegel Rh 30 liegt es in der Zentralbibliothek von Zürich.